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Das Ende von UKW? - DAB und die Folgen

von Stefan Rein (Querfunk, Karlsruhe), Februar 2000, aktualisiert: April 2001

Einleitung

A. Die digitalen Übertragungsarten - Einführung in DAB
  • DSR - Digitales Satelliten Radio
  • ADR - Astra Digital Radio
  • Internet-Übertragung
  • Digitale Gleichwellen-Sendernetze (DAB, DVB-T u.a.)
  • DAB - Digital Audio Broadcasting
  • DVB - Digital Video Broadcasting
  • IBOC - In Band On Channel
  • ISDB-T - Terrestrial Integrated Service Digital Broadcasting
  • DRM - Digital Radio Mondiale / "Digitale Mittelwelle"
  • RDS - Radio Data Service und SWIFT
  • B. Gibt es eine Alternative zu DAB?
  • Satelliten - Übertragung
  • Internet - Übertragung
  • Übertragung über Kabel
  • Terrestrische Übertragung
  • Ergebnis
  • C. Technische Details zu DAB
  • Verbreitungsgebiete
  • Frequenzausbeute
  • Programm-Anzahl
  • Füllsender
  • Störungen und Sendeleistung
  • Senderanzahl und Elektro-Smog
  • Datenreduzierung und Fehlerschutz
  • Betriebskosten
  • Datendienste
  • Zusammenfassung
  • D. Medienpolitischer Entwicklungsstand
  • Die wichtigsten Positionen
  • Problem: fehlende Frequenzen
  • Die Gerätehersteller: Problem Planungssicherheit
  • Das Henne-Ei-Problem
  • Einführungskosten
  • Aktueller Sendebetrieb
  • Kritik an DAB
  • Marketing-Offensive
  • Position des VPRT
  • Medienpolitische Einschätzung
  • Anhang: AMARC - Standpunkt
    Anhang: Fachbegriffe


    Einleitung

    Der Empfang von Hörfunkprogrammen auf den UKW-Frequenzen ist die beliebteste Art des Radiohörens. Heute ermöglichen auch die kleinsten Radiogeräte einen Empfang an fast jedem Standort und auch unterwegs. Seit Jahrzehnten wird dafür die "FM-Stereo"-Technik genutzt. Neue Techniken wie die Satellitenübertragung, das Breitbandkabel oder digitale Technologien haben daran bisher nichts geändert.

    Wegen der fortgeschrittenen Entwicklung der Digitaltechnik stellt sich aber heute die Frage, ob eine digitale Technik für die Übertragung von Rundfunkprogrammen möglicherweise besser geeignet wäre und deshalb das herkömmliche UKW-Radio ablösen sollte. Digital Audio Broadcasting (DAB), auch "Digital Radio" genannt, hat diesen Anspruch. Dieser Text soll umfassend über die Entwicklung im Bereich der Hörfunk-Übertragung informieren und deren Folgen abschätzen.

    Ebenfalls im Anhang befindet sich eine kurze Erklärung der verwendeten Fachbegriffe

    A. Die digitalen Übertragungsarten - Einführung in DAB

    DSR - Digitales Satelliten Radio

    Die älteste digitale Radio-Übertragungstechnik. Für den Empfang wird eine Satellitenschüssel und ein spezieller DSR-Empfänger benötigt. Das Signal ist jedoch nicht datenreduziert, es entspricht etwa dem der CD. Deshalb braucht die Übertragung eine sehr große Bandbreite. DSR wurde im Januar 1999 eingestellt.

    ADR - Astra Digital Radio

    Radioempfang über den "Astra"-Satellit: derzeit sind über ADR ca. 100 Radio-Programme empfangbar. Für den Empfang wird eine Satellitenschüssel und ein spezieller ADR-Empfänger benötigt. Die Radioübertragung läuft über die Tonunterträger der Astra-TV-Satelliten, ist also ein Nebenprodukt der Fernsehübertragung.

    Internet-Übertragung

    Übertragung des Radioprogramms über die weltumspannenden Datenleitungen des WWW. Zum Empfänger kommt das Programm letztlich über das Telefonkabel, in Zukunft möglicherweise auch über das Kabel für den Radio- und Fersehempfang, über die 220 V Netzsteckdose oder auch über das mobile Handy.

    Digitale Gleichwellen-Sendernetze (DAB, DVB-T u.a.)

    Im Unterschied zum herkömmlichen analogen Rundfunk arbeiten diese digitalen Übertragungssysteme mit der sogenannten "Gleichwellen"-Technik, die sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringt. Bei dieser Sendetechnik wird zwar eine große Bandbreite benötigt, jedoch ist auch der übertragbare Datenstrom sehr groß, so daß die Signale mehrerer Radiostationen und Datendienste (s.u.) in einem Frequenzband Platz finden. Es werden damit also mehrere Radioprogramme innerhalb eines gemeinsamen digitalen Signals ausgestrahlt. Erst nachdem das Signal empfangen wurde, werden die Programme im Radioempfänger wieder getrennt. Eine Radiostation hat also keine feste, individuelle Frequenz mehr, stattdessen werden mehrere Programme als "Paket" auf einem breiten Frequenzband ausgestrahlt.

    Der Vorteil dieser Technik besteht darin, daß ein Sendernetz eingerichtet werden kann, das überall auf der selben Frequenz sendet. Es kann damit z.B. ein landesweites Programmpaket ausgestrahlt werden, das landesweit nur ein einziges Frequenzband benutzt. Die verschiedenen Senderstandorte stören sich hier nicht gegenseitig, wie das beim herkömmlichen UKW-Rundfunk der Fall ist. Damit wird die Planung der Standorte vereinfacht. Außerdem wird die Installation von Füllsendern in Gebieten mit schlechtem Empfang, Tunneln oder auch innerhalb von Gebäuden ermöglicht. Auch diese Füllsender (sog. "Repeater") senden auf der selben Frequenz.

    Von Nachteil ist jedoch, daß es damit keine individuellen Sendegebiete mehr geben kann. Alle in einem Frequenzband enthaltenen Programme besitzen das selbe Sendegebiet. Verläßt die HörerIn das Sendegebiet, so sind alle Programme im Paket nicht mehr empfangbar. Außerdem werden sich die Sendegebiete nur wenig überschneiden. Insgesamt führen Gleichwellen-Sendernetze zu einer sehr unflexiblen Sendegebietsplanung, da immer gleich ein ganzes Sendernetz im voraus geplant werden muß. Die Vergabe einzelner Frequenzen an einzelne Radiostationen ist nicht mehr möglich.

    Zusätzlich zu den Radioprogrammen können auch Text, Grafik und Bilder, evtl. auch bewegte Bilder, übertragen werden. Das sind die sogenannten "Datendienste", die zukünftig die Radioübertragung multimedial erweitern sollen. Diese können programmbezogen sein und damit in der Verantwortung der Radiostation liegen oder auch programmunabhänig sein, z.B. die Übertragung von Informationsdiensten, textbezogener Werbung und einzelner Internetseiten. Das System ist "datenneutral", d.h. prinzipiell ist gleichgültig, welche Art von Daten übermittelt werden. Es gibt keine Beschränkung auf die Übertragung von Audiosignalen.

    Die Einspeisung des Programms einer Radiostation in das gemeinsame Sendesignal des Programmpakets ist allerdings sehr kompliziert und wird hohe Gebühren kosten. Ein Sender kann damit nicht mehr von einer Radiostation selbst betrieben werden. Stattdessen wird das Programm dem Sendernetzbetreiber zugeführt, der aus den beteiligten Radiosignalen das gemeinsame Sendesignal errechnet und zu allen beteiligten Senderanlagen führt.

    DAB - Digital Audio Broadcasting

    DAB wurde zwischen 1989 und 1993 für die digitale terrestrische Ausstrahlung von Hörfunkprogrammen entwickelt. DAB soll nach dem Willen der MedienpolitikerInnen (vgl. Teil D) langfristig das herkömmliche UKW-Radio ablösen.

    DAB nutzt die oben beschriebene Gleichwellen-Technik. Auf einem 1,5 MHz breiten Frequenzband sind ca. 5-6 Radioprogramme enthalten. (zum Vergleich: Ein UKW-Sender benötigt 0,2 - 0,3 MHz). Es stehen zur Zeit europaweit zwei solche Frequenzbänder im bisherigen Fernsehübertragungsbereich zur Verfügung, womit 10-12 Programme zu empfangen wären. Bei einer Umstellung auf DAB würden sich die Sendegebiete stark verändern, die Radiostationen müßten sich in die starre Sendegebietsplanung einfügen.

    Entsprechend den zwei zur Verfügung stehenden Frequenzbändern sollte es bei DAB ursprünglich zwei Kategorien von Sendegebieten geben (zwei "Bedeckungen").

    1. landesweiten Programme: hier orientiert sich das Sendegebiet an den Landesgrenzen.

    2. regionale Verbreitungsgebiete entsprechen ungefähr den heutigen größeren Lokalfunk-Verbreitungsgebieten.

    Andere Aufteilungen der Verbreitungsgebiete waren nicht vorgesehen - kleinere Verbreitungsgebiete sind schon aus wirtschaftlichen Gründen kaum zu realisieren. Wie sich im Probebetrieb herausstellte, sind die Frequenzen, die für die zweite Bedeckung eingeplant waren (regionale Verbreitungsgebiete) nur sehr eingeschränkt nutzbar. Sie sind zu teuer und führen zu Empfangsproblemen, so daß mittlerweile beschlossen wurde, dieses Frequenzband ("L-Band") nicht weiter auszubauen. Der Empfang von DAB-Programmen beschränkt sich deshalb in vielen Fällen auf die 5-6 Programme der ersten, landesweiten Bedeckung. Daran wird auch der weitere Ausbau der DAB-Netze in den nächsten Jahren nichts ändern.

    Nach internationalen Absprachen könnten aber mittel- bis langfristig weitere Frequenzbänder zur Verfügung gestellt werden, so daß dann möglicherweise wesentlich mehr Radioprogramme über DAB empfangbar wären. Da DAB einen Teil des bisherigen Fersehübertragungsbereich nutzt (Band III) ist dies jedoch nur nach einer Abschaltung weiterer Fersehkanälen möglich. Nach einer erfolgreichen Markteinführung und der dann möglichen Abschaltung des analogen UKW-Rundfunks könnte langfristig auch dieses Frequenzband für DAB benutzt werden. In ferner Zukunft wäre also die Frequenzknappheit des heutigen Rundfunkbetriebs überwunden. Dies könnte aber frühestens in 10-15 Jahren der Fall sein.

    Aufgrund des Frequenzmangels wird es aber erstmal bei den 1-2 Bedeckungen (landesweit und regional) bleiben und damit können nur sehr wenige Programme über DAB empfangen werden.

    DVB - Digital Video Broadcasting

    DVB ist ein digitales Übertragungsverfahren, das für die Übertragung von Fersehprogrammen über Satellit (DVB-S) und über Kabel (DVB-C) entwickelt wurde. DVB-T ist die Weiterentwicklung für die terrestrische Ausstrahlung und arbeitet entsprechend DAB mit der Gleichwellen-Technik. DVB-T soll auch zur Übertragung von Radioprogrammen genutzt werden. Die oben für DAB genannten (Vor- und) Nachteile gelten auch für DVB-T, mit fogenden Unterschieden:

    1. DVB-T wurde nur für stationären und portablen Empfang ausgelegt. Mobiler Empfang im Auto ist nur eingeschränkt möglich. Es gibt jedoch Bestrebungen, das System auch für den Empfang unterwegs tauglich zu machen (z.B. Pilotversuch in Niedersachsen), was aber von Experten als zu teuer eingeschätzt wird.

    2. Bei DVB werden noch größere Datenmengen verarbeitet, da das System für den Fernsehempfang entwickelt wurde. Dies führt dazu, daß noch aufwendigere Empfänger als bei DAB erforderlich sind, um die über DVB-T ausgestrahlten Radioprogramme zu empfangen. Bei gleichem Entwicklungsstand sind die Empfangsgeräte damit entsprechend größer und teurer.

    3. Bei der Nutzung für den Hörfunk haben innerhalb eines DVB-Frequenzbandes (7-8 MHz Bandbreite) mehrere Dutzend Radioprogramme Platz haben. Das Problem der Sendegebietsplanung und der fehlenden individuellen Sendegebiete (vgl. "Gleichwellen-Sendernetze") tritt hier also besonders hervor, eine derartige gemeinsame Ausstrahlung wäre deshalb nicht sinnvoll. Evtl. könnten jedoch Radioprogramme jeweils parallel zu einem Fernsehkanal mitgesendet werden, was jedoch ebenfalls zu neuen Abhängigkeiten führen würde und eine unabhängige Planung der Hörfunk-Versorgung erschweren würde.

    IBOC - In Band On Channel

    In den USA und in Japan wird das europäische DAB-System nicht eingeführt. Mit IBOC wird in den USA eine digitale Übertragungstechnik entwickelt, die an DAB angelehnt ist, mit einem ähnlichen Komprimierungsverfahren arbeitet, jedoch einen großen Unterschied aufweist: jeder Sender soll neben seinem herkömmlichen analogen Signal zusätzlich auf der gleichen Frequenz sein digitales Signal ausstrahlen. Damit ist für eine unbegrenzte Übergangszeit analoger und digitaler Empfang parallel möglich. Diese Technik bietet mehrere Vorteile: es sind keine zusätzlichen Frequenzen nötig - was allerdings im Umkehrschluß bedeutet, daß die Frequenzknappheit des UKW-Rundfunks bestehen bliebe. Es ist keine lange frequenzplanerische Vorlaufzeit beim Übergang zum digitalen Rundfunk nötig. Zudem ergeben sich bei der Sende- und Empfangstechnik nur wenig Änderungen. Die herkömmlichen Radiogeräte könnten leicht auf digitalen Empfang umgerüstet werden.

    Die IBOC-Übertragungstechnik ist noch nicht sehr ausgereift und erfordert wegen der kleinen Bandbreite eines herkömmlichen UKW-Senders eine stärkere Datenreduzierung. Damit ist die Klangqualität möglicherweise schlechter als bei anderen Techniken. Falls jedoch später einmal auf das analoge Signal verzichtet wird, kann wegen der freiwerdenden Kapazität die Datenrate für die Digital-Übertragung erhöht werden und damit die Klangqualität verbessert werden.

    Die IBOC-Technik wird erst seit Anfang der 90er Jahren entwickelt, hat also zu DAB einen deutlichen Zeitrückstand. In den letzten Jahren wurden jedoch in den USA schon mehrere Varianten des Systems entwickelt. Heute kann aber nocht nicht beurteilt werden, ob diese Technik Erfolgschancen hat.

    In Deutschland wird IBOC bei der Debatte um zukünftige digitale Übertragungswege nur sehr selten erwähnt. Informationen darüber sind fast keine zu finden.

    ISDB-T - Terrestrial Integrated Service Digital Broadcasting

    Mit ISDB-T wird in Japan ebenfalls ein eigenes System eingesetzt. Bei dessen Entwicklung wurde der Schwerpunkt auf eine gemeinsame Übertragung von Audio- und Videosignalen gelegt, so daß eine Weiterentwicklung als "Multimedia-Plattform" leicht möglich erscheint. Dieses System kann mit unterschiedlichen Bandbreiten arbeiten und eignet sich im Gegensatz zu DVB-T auch zu mobilem Empfang. ISDB-T wurde 1999 als japanischer Standard festgeschrieben und soll etwa 2003 im Regelbetrieb eingesetzt werden.

    DRM - Digital Radio Mondiale / "Digitale Mittelwelle"

    Unter dem Namen DRM oder "Digitale Mittelwelle" wird derzeit ein digitales Übertragungsverfahren für Kurz-, Mittel- und Langwelle erarbeitet. Die Übertragungstechnik ähnelt stark der IBOC-Technik. Hier wird aber mit einem sehr starken Komprimierungsverfahren gearbeitet, da in den tiefen Übertragungsfrequenzen bis zur Kurzwelle nur sehr geringe Bandbreiten zur Verfügung stehen.

    RDS - Radio Data Service und SWIFT

    sind zwar keine Übertragungstechniken, sollen hier aber trotzdem erwähnt werden. RDS und SWIFT sind Standards für die Übertragung von Zusatzdaten (z.B. Text) parallel zum UKW-Empfang. Im Vergleich zu den Datendiensten bei DAB oder DVB können hier aber nur relativ wenige Daten übertragen werden. Auf Radiogeräten mit digitalem Display kann darüber z.B. der Programmname eingeblendet werden, und auch die Anzeige des aktuellen Musiktitels u.ä. ist möglich.


    B. Gibt es eine Alternative zu DAB?

    Nachdem in Teil A die verschiedenen Übertragungstechniken erläutert wurden, soll es in diesem Teil darum gehen, welche Zukunftsaussichten eine digitale terrestrische Übertragung überhaupt hat. Wird in 10 oder 20 Jahren vielleicht eine ganz andere Technik das herkömmliche UKW-Radio ablösen? Eine neue Technik müßte entsprechend dem heutigen Entwicklungsstand

    Werden diese Mindestvoraussetzungen durch eine neue digitale Übertragungstechnik nicht erfüllt, wäre deren Einführung kein Fortschritt und würde deshalb nicht zur allgemeinen Akzeptanz der neuen Technik führen. Natürlich spielen zusätzlich weitere Gründe eine bedeutende Rolle. Wie wir noch sehen werden sind dies vor allem

    Satelliten - Übertragung

    Die Empfangstechniken über Satellit (ADR, DVB-S) sind für unsere Untersuchung unbedeutend, denn eine einfache, portable Satellitentechnik gibt es noch nicht. Wegen des dafür erforderlichen "Sichtkontakts" zum Satellit wäre ein Empfang auch nur an besonderen Standorten möglich. Ein mobiler Empfang (z.B. im Auto) ist ebenfalls schwierig zu realisieren. Allerdings wird sich hier in absehbarer Zeit einiges ändern. In den USA kommen derzeit zwei Hörfunk-Satelliten-Systeme auf den Markt, die mobilen Empfang ermöglichen sollen: "Sirius Radio" und "XM Satellite Radio". Ein weiteres Satelliten-Radio nennt sich "World Space", das vor allem in Dritt-Welt-Ländern sendet. Für Europa sind keine derartigen Projekte für mobilen Empfang in Planung. Deshalb wird der Rundfunk-Empfang via Satellit auch weiterhin ein Schattendasein führen. Aufgrund der riesigen Sendegebiete eignet sich diese Technik sowieso nicht für kleine Radiostationen.

    Internet - Übertragung

    Ähnlich steht es mit der Übertragung über das Internet per "Real-Audio", MPEG oder ähnlichem. Der Computer wird zwar immer weiter in das Zentrum der Kommunikation gerückt. Fraglich bleibt aber, ob die Kabelnetze für die riesigen Datenströme ausgelegt werden können, die benötigt werden, würde jede RadiohörerIn ihr (individuelles) Programm über den Internet-Computer empfangen wollen. Abgesehen davon würde das Gerät immer noch am Kabel hängen. Das Internet wird deshalb wohl kaum das gute alte Küchenradio ersetzen, sondern nur ergänzen. Auch die durch die zukünftige Internetfähigkeit von Handys angedeutete Möglichkeit, das Radioprogramm damit doch wieder auf dem Funk-Weg "via Internet" zu empfangen, wird an o.g. Problem der riesigen zu übertragenden Datenmengen und der dafür nicht verfügbaren Frequenzen scheitern. Außerdem muß bei drahtlosem Internet-Empfang noch lange Zeit mit hohen Telefonkosten gerechnet werden.

    Übertragung über Kabel

    Der Radio-Empfang über das herkömmliche Radio- und Fersehkabel, wofür auch die digitalen Übertragung DVB und DAB eingesetzt werden können ist ebenfalls von einer Kabelverbindung abhängig. Verglichen mit der "Internet-Übertragung" ist der Kabelempfang jedoch aufgrund seiner zentralistischen Struktur geeigneter. Es muß nicht für jede HörerIn ein individuelles Signal gesendet werden, sondern alle potentiellen HörerInnen erhalten das selbe (begrenzte) Angebot an Rundfunkkanälen aus denen sie ihr Radioprogramm wählen können. Kabelempfang ist deshalb vor allem mit der Satellitenübertragung vergleichbar. Allerdings ist über das Kabel auch eine regionale oder lokale Ausstrahlung möglich. Damit ist diese Übertragungstechnik auch für lokale Radiostationen interessant. Unterwegs ist der Kabelempfang natürlich nicht möglich.

    Terrestrische Übertragung

    Mangels Alternative kann also damit gerechnet werden, daß die terrestrische Ausstrahlung von Radioprogrammen weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird. Dies gilt in besonderem Maße für Lokalradios. Eine digitale Ausstrahlung würden zukünftig zwei Übertragungssysteme ermöglichen, die deshalb auch mit großem politischen Engagement forciert werden: DAB und DVB. Während DVB für den Fernsehempfang vorgesehen ist wird die Hörfunk-Übertragung über DAB in Teil C eingehender untersucht. Auch DVB bietet prinzipiell die Möglichkeit einer Hörfunkübertragung, wobei es als digitale Alternative aber noch schlechter abschneidet als DAB (vgl. Teil A).

    Über das In-Band-Radio liegen mir nur wenig detailierte Informationen vor. Aufgund der relativ kurzen Entwicklungszeit und der fehlenden Erfolgsmeldungen müssen wir davon ausgehen, daß das IBOC-System noch keine Alternative für die digitale Rundfunkübertragung bietet. Möglicherweise werden sich aber hier in naher Zukunft Änderungen ergeben.

    Ergebnis

    Jede der unterschiedlichen Übertragungstechniken erfüllt unterschiedliche Ansprüche. Es steht außer Frage, daß diese Systeme nebeneinander existieren werden. Nach der eingangs genannten Fragestellung kann aber als Ergebnis festgehalten werden, daß die terrestrische Ausstrahlung von Radioprogrammen weiterhin eines der wichtigsten Übertragungssysteme für den Hörfunk bleiben wird. Ob hierbei ganz auf digitale Übertragung umgestellt wird und damit der analoge UKW-Rundfunk abgeschafft wird, hängt von der Praxistauglichkeit und dem Preis des digitalen Systems ab. Nach dessen Einsatz als terrestrisches System würde es auch bei der Versorgung über Kabel eingesetzt werden. Nach heutigem Stand ist DAB / Digital Radio das einzige System, das - zumindest prinzipiell - eine ernstzunehmende Perspektive bieten würde. Bei genauerer Betrachtung (siehe Teil C) wird sich allerdings zeigen, daß dies nur für große Radiostationen zutrifft. Für kleine Stationen gibt es derzeit kein geeignetes digitales System. DAB kann deshalb den herkömmlichen UKW-Rundfunk nicht ersetzen. Möglicherweise könnte sich hier das US-amerikanische System "IBOC" zukunftsträchtiger zeigen.

    Da es sich bei DAB um ein terrestrisches System handelt, kann außerdem festgehalten werden, daß die Diskussion darüber zumindest mittelfristig relativ unabhängig von anderen Entwicklungen wie bspw. Internet-Radio und Multimedia bleibt. Deren Weiterentwicklung kann kein Argument gegen die geplante Einführung einer neuen terrestrischen Rundfunk-Übertragungstechnik sein, da sie sich eher ergänzen als miteinander konkurrieren. Weil die weitere Entwicklung aber nicht abgeschätzt werden kann, könnten sich langfristig sehr wohl Alternativen zu DAB ergeben. Dann wäre DAB möglicherweise überflüssig.


    C. Technische Details zu DAB

    Die Befürworter von DAB versprechen den HörerInnen einige Vorteile, die das digitale System bieten soll. Genannt werden vor allem: eine bessere Tonqualität, störungsfreier Empfang, ein größeres Programm-Angebot und der Empfang von "Datendiensten" über das DAB-Radio. Nachdem das Grundprinzip von DAB bekannt ist (siehe Teil A) will ich im folgenden diese und weitere Argumente, für und gegen DAB, näher beleuchten.

    Verbreitungsgebiete

    Da bei DAB 5-6 Programme im Paket ausgestrahlt werden, besitzen diese identische Verbreitungsgebiete. Das einmal festgelegte Verbreitungsgebiet gilt dann für jedes dieser Programme. Das bedeutet, daß sie sich auch die Werbekunden teilen, bei der lokalen Bedeckung ist dies besonders auffallend. Fünf Radiostationen müssen um die HörerInnen im selben Empfangsgebiet und um die selben lokalen Werbekunden konkurrieren. Es gibt keine individuelle Wechselwirkung zwischen Sendegebiet, Senderstandort und HörerInnen mehr. Auch das beliebte "Auseinanderschalten", womit die privaten Senderketten oder die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten unterschiedliche lokale Fensterprogramme einbetten, ist mit DAB nicht mehr möglich.

    Die Planung kleinerer Verbreitungsgebiete als die derzeit eingerichteten, also z.B. die Abdeckung einer Kleinstadt durch ein Lokalradio, ist langfristig wahrscheinlich schon allein aufgrund der hohen Kosten nicht möglich.

    Frequenzausbeute

    Ein herkömmlicher UKW-Sender benötigt 0,2 - 0,3 MHz Bandbreite. Das DAB-Programmpaket mit seinen 5-6 Sendern benötigt 1,5 MHz. Insgesamt ergibt sich also keine große Veränderung in der Übertragungs-Bandbreite.

    Die bisherige Frequenzplanung beim analogen UKW-Rundfunk mußte aufgrund der gegenseitigen Störungen viele Frequenzen ungenutzt lassen. Durch die oben beschriebene "Gleichwellen-Technik", die durch das sog. "COFDM"-Modulationsverfahren ermöglicht wird, können nun wesentlich mehr Frequenzen belegt werden. Dadurch sind theoretisch wesentlich mehr Programme zu übertragen.

    Durch die unflexiblere Sendegebietsplanung und den Wechsel der Programmpakete an den Grenzen der Verbreitungsgebiete wird dieser Vorteil allerdings wieder stark relativiert. Der DAB-Befürworter und technische Leiter der LfK, Walter Berner, kam in einer Untersuchung zu dem Ergebnis, daß in der volldigitalen Zukunft statt 10 Programmen, die bisher empfangbar sind, im gleichen Frequenzbereich ca. 12 Stationen empfangen werden könnten. DAB bringt hier also von sich aus nur eine unwesentliche Verbesserung.

    HörerInnen in Ballungsräumen oder in der Nähe der Landesgrenzen, die derzeit eine Vielzahl einstrahlender Programme empfangen, werden über DAB darauf verzichten müssen. Zumindest mittelfristig wird man dort wesentlich weniger Programme empfangen können da die DAB-Sendegebiete eine viel geringere Über-Reichweite ausweisen. Die Grenzen zwischen "empfangbar" und "nicht mehr empfangbar" werden klarer abgesteckt sein.

    Programm-Anzahl

    Da sich der herkömmliche UKW-Rundfunk nicht von heute auf morgen abschaffen läßt, müssen für DAB andere Frequenzbereiche bereitgestellt werden. Dazu wird z.Zt. vor allem ein Teil des bisherigen Fernsehübertragungsbereichs genutzt. Mit diesen zur Verfügung gestellten Frequenzen lassen sich ca. 5-6 Programme übertragen. An manchen Standorten sind 10-12 möglich. Da die Frequenzplanung europaweit koordiniert werden muß sind weitere Frequenznutzungen nur langfristig möglich (Vorlaufzeit ca. 5-10 Jahre). Möglicherweise werden aber in einigen Jahren schon einzelne zusätzliche Frequenzblöcke freigeschaltet, so daß weitere ca. 5 Programme empfangbar wären. Eine deutliche Erhöhung ist jedoch erst längerfristig möglich, wobei bei einer kompletten Umstellung auch das alte UKW-Band für DAB nutzbar wäre (flächendeckend weitere ca. 12 Programme). Vgl. Teil D, Problem: fehlende Frequenzen.

    Füllsender

    Die Gleichwellen-Technik führt zu dem großen technischen Vorteil, daß auch in einem Tunnel oder im Innern eines großen Gebäudes kleine Füllsender eingesetzt werden können. Diese senden auf der gleichen Frequenz (sog. "Repeater") und können damit den Empfang aufrechterhalten. Sie nehmen das Signal an einer Stelle auf (vor dem Tunnel bzw. an der Außenfassade) um an der gefragten Stelle dasselbe Signal wieder auf der selben Frequenz abzustrahlen. Solche Füllsender sind mit der herkömmlichen UKW-Technik nicht möglich, da sich die Sender gegenseitig stören würden.

    Auch Lücken im Verbreitungsgebiet lassen sich damit einfach schließen (mit weiteren Sendeantennen), ohne daß dafür eine zusätzliche Frequenzplanung notwendig wäre. Es stellt sich jedoch eine erhebliche Kostenfrage.

    Störungen und Sendeleistung

    Die beim herkömmlichem FM-Empfang störenden Reflexionen, z.B. zwischen großen Gebäuden, werden bei DAB mitempfangen und anschließend in das Nutzsignal mit eingerechnet, weniger Empfangsstörungen sind die Folge. Durch das COFDM-Modulationsverfahren verbessert sich auch die technisch nutzbare Empfangsqualität. Aus diesen und weiteren Gründen ist für die gleiche Empfangsqualität eine wesentlich geringere Sendeleistung erforderlich, was für Stationen mit sehr großen Verbreitungsgebieten eine beträchtliche Energieersparnis bringt. Allerdings gibt es möglicherweise Probleme beim Empfang in geschlossenen Räumen. Der sogenannte "Indoor"-Empfang leidet unter der einseitigen Ausrichtung des DAB-Sytems auf mobilen Radioempfang. Da noch keine portablen DAB-Empfangsgeräte auf dem Markt sind, konnte dies noch nicht abschließend geklärt werden.

    Senderanzahl und Elektro-Smog

    Die neue Technik soll im wesentlichen über die alten Sender-Standorte ausgestrahlt werden. Nach Aussagen der EntwicklerInnen wurde die Technik so ausgelegt, daß auch Senderabstände von 80 km ausreichend sind. Demnach kommen kurzfristig relativ wenige neue Senderstandorte dazu.

    Wegen der kleineren Sendeleistung sinkt die Elektro-Smog-Belastung - zumindest theoretisch. Durch die problemlosere Frequenzplanung und zusätzliche Programme bleiben jedoch weniger Frequenzen als bisher ungenutzt. Außerdem werden langfristig viele kleine Füllsender und Repeater zusätzlich eingesetzt. Die potentiell sinkende Elektro-Smog-Belastung wird also relativiert. Kurzfristig steigt natürlich die Belastung, denn auf absehbare Zeit wird kein analoger Sender seinen Betrieb einstellen, während gleichzeitig DAB-Sender zusätzlich installiert werden. Besonders stark wird sich dies bei der Digitalisierung der Fernseh-Übertragung auswirken. Hier könnten tatsächlich größere Frequenzbereiche frei werden, die dann selbstverständlich nicht ungenutzt bleiben, sondern z.B. von der Kommunikationselektronik (z.B. Handy) genutzt werden, was zu wesentlich höherer Elektro-Smog-Belastung führt.

    Datenreduzierung und Fehlerschutz

    Voraussetzung für die neuen digitalen Übertragungstechniken ist die Verringerung der zu übertragenden Datenmenge im Gegensatz zur digitalen Audio-CD. Durch die Komprimierung über das bei DAB eingesetzte MPEG-Verfahren erfolgt kein hörbarer Qualitätsverlust.

    Der manchmal als positives Merkmal erwähnte eingebaute Fehlerschutz bei DAB/DVB ist bei jedem digitalen System notwendig und bedarf keiner gesonderten Erwähnung.

    Betriebskosten

    Das Sendesignal einer Radiostation wird über Datenleitungen zum Sendernetzbetreiber übertragen. Dazu ist ein "Analog/Digital-Wandler" am Ausgang des Studios erforderlich, falls nicht bereits mit volldigitaler Technik gearbeitet wird. Der Netzbetreiber kümmert sich um die Weiterverarbeitung der Daten, also um die Synthese des DAB-Sendesignals, dem sogenannten "Multiplex". Dies ist relativ aufwendig: aus den am DAB-Kanal beteiligten Radioprogrammen und Datendiensten wird der Datenstrom errechnet, der den DAB-Sendern zugeführt werden kann. Der Netzbetreiber wird dafür zusätzliche Gebühren in Rechnung stellen, die nach Einschätzung von Experten sehr hoch ausfallen werden.

    Für lokale Radiostationen, die bisher nur ein oder zwei Sender betrieben haben, entstehen damit bei DAB wesentlich höhere Kosten. Für die großen Programmanbieter wird es allerdings preiswerter, da das Übertragungssignal ihres Programmpakets nur einmal errechnet werden muß und dann über normale Datenleitungen an die anderen Senderstandorte weitergeleitet werden kann. Als Folge der geringeren Sendeleistungen werden sich die Betriebskosten für sie insgesamt voraussichtlich verringern.

    Datendienste

    Die Datendienste werden z.T. schon als das Hauptargument für DAB angesehen. Angepriesen wird die Übertragung von Daten, Bildern, Tabellen usw. Allerdings besteht hier keine interaktive Verbindung, d.h. es können nur die Daten abgerufen werden, die auch ins DAB-Signal eingespeist werden. Da die Einspeisung sehr teuer ist und wegen der geringen Kapazität im Vergleich zum Internet werden sich wohl nur die finanzkräftigsten Anbieter durchsetzen. Daß hier in Zukunft vielseitige Informationen angeboten werden, erscheint daher eher unwahrscheinlich. Bis auf weiteres werden nur besonders teure DAB-Geräte mit entsprechenden Bildschirmen ausgestattet sein, um z.B. einzelne Internet-Seiten anzeigen zu können. Vor diesem Hintergrund verlieren die zukünftigen Angebote doch einiges von ihrem Glanz: Textanzeigen, Nachrichten, Wetter, Veranstaltungshinweise, Tourismusinformationen, Online-Zeitung, Diashow. Man könnte es auch so formulieren: multimediale Werbung mit Pseudo-Informationen für unterwegs. Zumindest bei den programmunabhängigen Datendiensten ist also noch nicht abzusehen, was sie tatsächlich leisten werden.

    Die programmbezogenen Datendienste sind dagegen relativ plausibel. Radiostationen werden die bisherigen Angebote (z.B. RDS) erweitern: Anzeige der laufenden Titel, Programmhinweise, Informationen zum Sender und anderes.

    Zusammenfassung

    Die meisten technischen Vorteile relativieren sich bei genauerer Betrachtung ganz erheblich. DAB / Digital Radio wird auf absehbare Zeit keine großen Verbesserungen in der Anzahl der empfangbaren Programme bringen, stattdessen den Hörfunkmarkt sehr stark verändern. Der einzige wirkliche Vorteil besteht im voraussichlich besseren, und bei einigem Kostenaufwand auch lückenlosen Empfang im Sendegebiet. Demgegenüber stehen hohe Kosten, geringe Übertragungskapazitäten und die starren Verbreitungsgebiete mit den damit verbundenen Nachteilen. Was die Datendienste bringen werden ist noch völlig unklar, möglicherweise wird es aber hier neben Werbung auch einzelne interessante Angebote geben.


    D. Medienpolitischer Entwicklungsstand

    Ende 1997 setzte die Bundesregierung die Initiative "Digitaler Rundfunk" (IDR) ein. Sie hatte den Auftrag, eine Strategie für die Umstellung auf digitale Rundfunk-Übertragung zu suchen; dabei sei insbesondere den "Bedürfnissen innovativer Multimedia-Dienste Rechnung zu tragen". So entstand im Sommer 1998 das Ergebnis: Für den Hörfunk soll DAB eingeführt weden, 2003 soll überprüft werden, bis wann die vollständige Aufgabe des UKW-Sendebetriebs erfolgen kann. Unverbindlich wird dafür derzeit der Zeitraum zwischen 2010 und 2015 gehandelt. Bis dahin soll DAB den UKW-Standard vollständig ablösen.

    Die wichtigsten Positionen

    Die Medienanstalten setzten lange Zeit unterschiedliche Prioritäten. Vor allem die Medienanstalten in Bayern und Baden-Württemberg bevorzugten DAB. Die nördlichen Bundesländer waren ursprünglich skeptisch und spezialisierten sich auf die Fernsehübertragung über DVB-T, wobei sie eine zusätzliche Radioübertragung über DVB-T planten. Die Landesmedienanstalten einigten sich jedoch im Oktober 1999 auf das gemeinsame Ziel, DAB für die Hörfunk- und DVB-T für die Fernseh-Übertragung einzuführen. Seit der Erklärung vom Oktober '99 besteht Konsens zwischen der Regierung und den Medienanstalten.

    Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten verhielten sich ähnlich wie die Medienanstalten. Vor allem der Bayrische Rundfunk und die Vorgänger des SWR beteiligten sich frühzeitig an der Entwicklung von DAB. Die nördlichen Rundfunkanstalten interessierten sich mehr für eine Hörfunkübertragung über DVB-T.

    Die Verbände der privaten Rundfunkveranstalter sind zurückhaltender und sorgen sich vor allem um die hohen Kosten. Der APR (Arbeitsgemeinschaft privater Rundfunkanbieter - Verband der Lokalradios) unterstützt trotzdem die Einführung von DAB, geht aber davon aus, daß die nächsten 15 Jahre der Analog-Rundfunk das wirtschaftliche Standbein der Radiosender bleiben wird. Die hohen Kosten seien allerdings für Lokalradios nicht zu tragen, wobei eine Lösung des Problems, wer die Kosten trägt, noch ausstehen würde.

    Der VPRT (Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation) ist hier wesentlich kritischer und forderte angesichts der hohen Kosten eine Besinnungspause, um der Überlegung Raum zu geben, ob DAB überhaupt die richtige Technik sei.

    Die Fachwelt zeigt sich ziemlich unkritisch. Insgesamt prägen die DAB-Werbeslogans die Artikel in den Fachzeitschriften und im Internet. In Fachzeitschriften erschienen in den letzten Jahren allerdings nur noch wenige Artikel über DAB, auf der "Tonmeistertagung" 1999 war DAB kein Thema mehr, ebensowenig auf der Internationalen Funkausstellung 1999 und 2000. Vor einigen Jahren war bei beiden Veranstaltungen wesentlich mehr von DAB die Rede als heute.

    Problem: fehlende Frequenzen

    Für die DAB-Übertragung wurden europaweit zwei Frequenzbänder freigestellt. Für die landesweite Bedeckung werden Frequenzbänder aus der bisherigen Fernsehübertragung, das sog. "Band III", genutzt (vor allem Kanal 12), für die Lokalfunk-Bedeckung sollte ursprünglich das höherfrequente "L-Band" zur Verfügung gestellt werden.

    Bei dieser zweiten Bedeckung gibt es allerdings große Probleme. Das L-Band erwies sich für eine flächendeckende Verbreitung als untauglich. Aufgrund des sehr hohen Frequenzbereichs gibt es starke Empfangsprobleme, was erst im DAB-Probebetrieb festgestellt wurde. Einzelne Bundesländer haben deshalb den Betrieb des L-Bandes ganz abgeschaltet. Höchstens als zusätzliche Option in Ballungsräume könnten diese Frequenzen evtl. sinnvoll eingesetzt werden. Damit stellt sich das Problem, daß erstmal nur eine einzige akzeptable Bedeckung existiert, welche für eine landesweite Ausstrahlung (5-6 Programme) reserviert ist. Für die Lokalfunk-Bedeckung müssen neue Frequenzen freigeschalten werden, wofür internationale Gremien zuständig sind.

    Die Sendernetze werden frühestens 2006, zur nächsten Wellenkonferenz in Genf, erweitert. Bis dahin bleibt es bei höchstens 5 bzw. in Teilgebieten bei 10 empfangbaren Radioprogrammen.

    Die Gerätehersteller: Problem Planungssicherheit

    Die Entwicklungskosten für DAB-Empfangsgeräte sind sehr hoch. Da noch nicht abzusehen ist, ob sich DAB durchsetzen wird, scheuen sich die Gerätehersteller vor größeren Investitionen. Allgemein wird davon ausgegangen, daß erst die Empfangsmöglichkeit weiterer Programme die Nachfrage nach DAB-Geräten steigern wird - und damit auch das Engagement der Hersteller. Sie produzieren deshalb z.T. noch überhaupt keine DAB-Empfänger. Die vorhandenen Geräte sind noch sehr teuer, brauchen viel Strom und sind laut Fachpresse relativ kompliziert zu bedienen und unhandlich. Der preisgünstigste DAB-Empfänger kostet heute knapp 1000 DM. Tragbare DAB-Geräte sind bis Frühjahr 2001 immer noch nicht im Handel.

    Das Henne-Ei-Problem

    Teure Empfangsgeräte - geringe Programmanzahl - kaum Publikumsinteresse. Um dieses dreifache Henne-Ei-Problem zu durchbrechen fordern die Medienanstalten zum einen die Zurverfügungstellung von weiteren Frequenzen, zum anderen soll ein verbindlicher Zeitpunkt für die Umstellung festgelegt werden, um Planungssicherheit für die Hersteller zu gewährleisten. Die Übergangsphase der parallelen Ausstrahlung mittels analoger und digitaler Technik soll möglichst kurz gehalten werden, da die privaten Hörfunkstationen wohl kaum zwei Ausstrahlungstechniken gleichzeitig finanzieren können. Steht der Umstellungszeitpunkt fest, wird damit gerechnet, daß einzelne Radiostationen schon früher auf DAB umsteigen werden und damit den DAB-Markt beleben. Dann werden auch größere Werbekampagnen der Gerätehersteller erwartet. Für eine frühe Umstellung müßte jedoch sehr viel mehr Frequenzspektrum zur Verfügung gestellt werden, was derzeit nicht absehbar ist. Eine Lösung des Problems ist also nicht in Sicht.

    Einführungskosten

    In die Forschung zu DAB sind bis 1998 mindestens 100 Mio DM öffentlicher Gelder geflossen. Zusätzlich wird davon ausgegangen, daß die Industrie noch einmal den gleichen Betrag in die Entwicklung von DAB gesteckt hat. Die Einführung von DAB in den Regelbetrieb soll laut Expertenschätzung von 1998 bundesweit 150 Mio DM kosten. 176 Mio. DM gaben die öffentlich-rechtlichen Sender in der letzten Gebührenperiode für DAB aus, bis 2002 werden es etwa 250 Mio. DM sein. Laut VPRT sollen die jährlichen Übertragungskosten im Regelbetrieb für die Privaten zusätzlich 50-70 Millionen Mark betragen. Bis Anfang 2001 wurden insgesamt ca. 750 Mio DM in DAB investiert.

    Aktueller Sendebetrieb

    Seit Sommer 2000 sind in allen Bundesländern die Lizenzen für den Regelbetrieb der DAB-Sendernetze vergeben. In einigen Bundesländern sind auch die DAB-Sende-Lizenzen für die ProgrammveranstalterInnen vergeben. Im Süden und Osten der Republik sind heute an vielen Orten zwischen 5 und 10 digital übertragene Rundfunkprogramme empfangbar. Der aktuelle Stand des Sendebetriebs (empfangbare Programme, Sendegebiete usw.) kann über die Homepage der LPR-Rheinland-Pfalz nachgelesen werden (siehe o.g. Linkliste).

    Kritik an DAB

    Detaillierte Veröffentlichungen wie diese hier, die sich kritisch mit DAB/DVB auseinandersetzen sind fast keine zu finden. Eine Studie zur konkurrierenden IBOC-Übertragung wird von der LfK (Landesanstalt für Kommunikation, Stuttgart) unter Verschluß gehalten. In den Fachzeitschriften wird meist den einschlägig bekannten Befürwortern von DAB und DVB der Platz überlassen. In der renommierten "Funkschau" gab es von 1999 bis 2000 fünf Berichte zu DAB bzw. DVB-T. Davon waren zwei von LfK-Mitarbeiter Berner geschrieben und einer vom ehem. Vorsitzenden der DAB-Plattform Müller-Römer. Bei beiden wurde jeweils nur der Name genannt, ohne ihre Position als DAB-Protagonisten zu erwähnen. Im Allgemeinen wurden lediglich die schleppende Marktentwicklung und die hohen Kosten kritisiert. Eine Einführung von DAB wurde jedoch nicht grundsätzlich in Frage gestellt.

    Seit Sommer 2000 hat sich die Situation etwas geändert. Im September 2000 verkündete die Bundesregierung zusammen mit der "Initiative Digitaler Rundfunk" das "Startscenario 2000". Die Presse brachte seither mehrere Artikel über die schleppende Entwicklung und das mangelnde Publikumsinteresse. Immer offener wird auch die Sinnfrage gestellt und der Zusatznutzen für die Verbraucher in Frage gestellt. Die Grünen im Bundestag legten im März 2001 eine Studie zur DAB-Einführung vor und sprachen sich gegen die DAB-Einführung aus. Der hessische Rundfunk versagte im gleichen Zeitraum ebenfalls seine Unterstützung. Die DAB-Front beginnt zu bröckeln (vgl. auch o.g. Linkliste).

    Position des VPRT

    Der VPRT ist der einzige Beteiligte in den offiziellen DAB-Gremien, der sich immer wieder kritisch äußerte. Hier die wichtigsten Aussagen aus seinem Positionspapier vom Juni 1998:

    "[Es soll vorausgechickt werden, daß] zahlreiche Fragen im Hinblick auf die Markteinführung des DAB-Systems noch offen sind. Diese Problemstellungen betreffen in aller erster Linie und nahezu ausschließlich private Hörfunkveranstalter. Die hohe Kostenbelastung ohne Aussicht auf Refinanzierung, die ungleiche Zuteilung von Frequenzen im dualen Rundfunksystem, fehlendes Frequenzspektrum zur Abbildung der UKW-Programmvielfalt, unklare Markteinführungsszenarien, mangelndes Angebot an Endgeräten seien hier beispielhaft vorweg genannt. ... Die privaten Hörfunkunternehmen werden sich dennoch im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten weiterhin für DAB engagieren. ... Mit Sicherheit kann ausgesagt werden, daß die Kosten der Programmverbreitung für den einzelnen Veranstalter je nach Verbreitungsgebiet somit um rund 65-80% steigen werden. ... Die absehbaren finanziellen Belastungen für die Einführung könnten von den privaten Hörfunkunternehmen nicht aufgebracht werden. ... Die Programmvielfalt in der UKW-Übertragung kann in DAB derzeit nicht abgebildet werden. ... Auf absehbare Zeit wird es in DAB weniger Programme geben als bei der UKW-Übertragung ... Das DAB-System kann nur ein Markterfolg werden, wenn es gelingt, die frequenztechnisch bedingten Engpässe zu überwinden und die UKW-Landschaft abzubilden.... Insgesamt ist der Zusatznutzen von DAB für den Hörer nur sehr eingeschränkt erkennbar."

    Marketing-Offensive

    Trotz bzw. gerade wegen der mangelnden Akzeptanz begann die Telekom im Frühjahr 2001 eine Marketing-Offensive für DAB. Gemeinsam mit den Sendernetzbetreibern und einigen wenigen Geräteherstellern haben sie ca. 20 Mio DM dafür bereitgestellt. Diese soll zur Internationalen Funkausstellung im Herbst 2001 ihren Höhepunkt erreichen. Diese Gelegenheit wird von vielen als letzte Durchbruchschance für DAB angesehen. In Holland wurden übrigens die DAB-Sender schon im Sommer 2000 mangels Publikumsinteresse wieder abgeschaltet.

    Medienpolitische Einschätzung

    Die Markteinführung einer neuen Technik und die Produktion von Millionen neuer Geräte hat natürlich eine entsprechende wirtschaftspolitische Bedeutung. Dem entgegen steht momentan das Investitions-Risiko und der Mangel an Frequenzen. Beides wird sich langfristig im Sinne einer besseren Vermarktungsfähigkeit von DAB ändern und die Empfangsgeräte werden langfristig ebenfalls sehr viel billiger zu produzieren sein. Auch medienpolitisch stehen die Zeichen auf DAB, darüber können die kritischen Berichte in der jüngsten Zeit nicht hinwegtäuschen. Alle wichtigen Gremien haben sich für die Einführung von DAB ausgesprochen und in anderen europäischen Ländern ist die DAB-Einführung teilweise schon ähnlich weit fortgeschritten (z.B. England).

    Die tatsächliche Entwicklung sieht allerdings anders aus. Die Einführung von DAB verläuft äußerst schleppend. Es stehen nur sehr wenige Empfangsgeräte zur Verfügung, und diese sind sehr teuer. Auch in der Fachwelt besteht kaum Interesse an DAB. Im Hörfunk-Bereich wird der Debatte um das Internet-Radio und MP3 sehr viel mehr Raum gegeben. Außerdem interessieren eher Themen wie "DVD" oder 5-Kanal-Technik.

    Trotz fehlendem Publikumsinteresse müssen wir jedoch davon ausgehen, daî auf lange Sicht auch der UKW-Hörfunk digitalisiert wird. Zur Zeit gibt es zu DAB keine Alternative weshalb nicht damit gerechnet werden kann, daß sich kurzfristig anstelle von DAB ein anderes System durchsetzen wird. Wie wir in Teil B gezeigt haben, kann nur eine terrestrische Alternative den UKW-Rundfunk ablösen. Hier ist DAB derzeit konkurrenzlos. Einzig schnelle und spektakuläre Fortschritte beim IBOC-System der USA könnten die technische Entwicklung hier noch beeinflussen. Es muî also die Entwicklung eines besser geeigneten Systems gefordert werden, welches die hier genannten Nachteile nicht aufweist. Dabei müssen die Bedürfnisse aller Radiostationen berücksichtigt werden, um nicht einzelne Rundfunkteilnehmer auszuschlieîen. Ein chancengleicher Zugang aller Programmveranstalter zum zukünftigen Rundfunksystem muß gewährleistet bleiben.

    Um die weitere Entwicklung von DAB zu stoppen ist es also dringend erforderlich, auf die Folgen der neuen Übertragungstechnik aufmerksam zu machen. Wird die Kritik daran nicht öffentlich wirksam vertreten, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich DAB doch noch etablieren wird. Die Diskussion über DAB ist immer noch geprägt von undifferenzierter Begeisterung für digitale Technik und bleibt stehen bei Themen wie "Multimedia-Fähigkeit" und "neue Marktchancen". Was die Umstellung aber im Einzelnen bedeuten würde, ist noch nicht in die öffentliche Diskussion vorgedrungen. Die sehr schleppende Entwicklung des DAB-Marktes ist die beste Voraussetzung dafür, daß fundierte Kritik tatsächlich die Entwicklung noch beeinflussen könnte. Außerdem haben die KritikerInnen von DAB den größten Trumpf noch in der Hand: Die vorhersehbaren Reaktionen der Bevölkerung, wenn der bevorstehende Kauf neuer Radiogeräte in das öffentliche Bewußtsein rückt.


    Anhang: AMARC - Standpunkt

    Digitale Übertragung und 'Community' Radio

    Digitale Übertragungssysteme werden seit ca. 10 Jahren erarbeitet, und werden heute letztendlich Realität. Verschiedene Systeme wurden entwickelt, von denen DAB das führende Modell ist. Der Zusammenschluß der Hörfunkstationen und der Entwickler des Systems halten es für "die wichtigste Weiterentwicklung der Radio-Technologie seit der Einführung des FM-Stereo Radios". Jedoch stellte das "Council of Europe" schon 1992 Schwierigkeiten für Radiostationen mit kleinen Sendegebieten, z.B. lokale und Community-Radios, mit DAB fest.

    Zu allererst erklären sich diese Schwierigkeiten vor allem durch den Umstand, daß mehrere Radiostationen (normalerweise 8 oder 10) für ein gemeinsames Übertragungssignal auf einer Frequenz benötigt werden. Für kleine Radiostationen ist dieses System unflexibel, da ihr Sendegebiet normalerweise nicht mit benachbarten oder größeren Stationen übereinstimmt, während die Kosten für ein vergrößertes (nicht erwünschtes) Sendegebiet für kleinere Stationen zu hoch werden.

    Zweitens: Obwohl die Digitalisierung oft mit einer vergrößerten Anzahl an Radioprogrammen gleichgesetzt wird, gab Frank Kozamernic vom WorldDAB-Forum zu: "es gibt nicht genügend DAB-Frequenzen im Wiesbadener Wellenplan um den Umstieg aller existierender nationaler, regionaler und lokaler analoger Radio-Programme zu ermöglichen". Der Wiesbadener Plan zu Europäischen Übertragungsfrequenzen war 1995 von der Europäischen Konferenz von Post und Telekommunikation (CERN) angenommen worden. Jetzt ist klar, daß lokale und community Radioprogramme die ersten sein werden, die aufgrund fehlender Frequenzen im Wiesbadener Wellenplan unberücksichtigt bleiben.

    Von AMARC-Europa wurden der CEPT drei Strategien zur Frequenzplanung vorgeschlagen, um die Einbeziehung und weitere Entwicklung von Community-Radioprogrammen über DAB zu unterstützen.

    1. ausreichendes Frequenzspektrum im Band III und im L-Band muß ausgewiesen werden.

    2. Die Frequenzplanung muß einzelne Zugänge ("cellular approaches") für lokale Programme bereitstellen, um existierenden und geplanten lokalen/community Stationen die Flexibilität zu bieten, ihr Zielpublikum mit einem digitalen Signal zu erreichen.

    3. Die kurzfristige Programmentwicklung im L-Band sollte Spielraum lassen, um eine Implementierung und den Test abgewandelter und flexiblerer Versionen von DAB zu ermöglichen.

    Eine anderes Herangehen an die Digitaltechnik wurde in den USA gewählt, gemeinhin bekannt als "In-Band On-Channel". Diese weiterentwickelte Herangehensweise, die von der "US National Association of Broadcasters" unterstützt wird, soll es ermöglichen, daß FM-Radiostationen parallel zu ihrem existierenden analogem Signal, zusätzliches digital senden können. Jedoch haben Labor- und Feldversuche von der "US Consumer und Electronics Manufactureres Association" (CEMA) gezeigt, daß alle getesteten Prototypen weniger robust als DAB waren und es bleibt unklar, ob eine effektive Lösung für ein In-Band-Radio entwickelt werden kann.

    Beide, US und Europäische Unternehmen sind auch in einem neuen System für digitales Radio engagiert, das die analogen AM-Programme auf Mittelwelle (540 - 1602 kHz) ersetzen soll. Diese Bemühungen bieten möglicherweise eine alternative für lokales und community Radio. Das Mittelwellen-Band ist gut geeignet für die Übertragung und ist weniger von anderen NutzerInnen gefragt, als das VHF- und UHF-Band. Jedoch steckt die Arbeit noch in einer frühen Entwicklungsphase und kann noch keine Lösung für Community-Radio garantieren.

    Es wurde auch vorgeschlagen, DAB in direkten Wettbewerb zu anderen Übertragungssystemen treten zu lassen, z.B. NICAM 72 8, Digital Satelliten Radio (DSR), Astra Digital Radio (ADR), und Digital Video Broadcasting (DVB). Im allgemeinen sind diese Systeme anfälliger für Mehrfach-Empfang/Verzerrungen, was bedeutet, daß sie für ein bewegtes Fahrzeug weniger geeignet sind, aber für den Heimbetrieb eine adäquate Empfangstechnik wären.

    Welches digitale System sich auch immer als Standard durchsetzen wird, viele lokale und community Radios müssen damit rechnen, von der digitalen Übertragung ausgeschlossen zu bleiben, aufgrund nicht ausreichendem Frequenzspektrum, unzweckmäßigen und unflexiblen Technologien, exzessive Einstiegskosten und wegen einer zusätzlichen Abhängigkeit von öffentlichen oder privaten Netzbetreibern. (...)

    (aus: Newsletter vom August 1999)


    Anhang: Fachbegriffe

    Folgende Fachbegriffe sind für das Verständinis des Textes nötig:

    Terrestrische Übertragung: Damit wird die erdgebundene Übertragung über Antenne bezeichnet. Im Gegensatz zur Übertragung über Satellit oder Kabel.

    Bandbreite: Dies ist die Breite des Frequenzbandes, das benötigt wird, um ein oder mehrere Programme zu übertragen.

    [Beispiel: beim herkömmlichen UKW-Radio beträgt sie für jedes Programm ca. 0,2 MHz. D.h. sendet eine Station auf der Frequenz 104,8 MHz dann wird das Frequenzband von 104,7 bis 104,9 MHz für die Übertragung benötigt. Eine analoge Fernsehübertragung benötigt ca. 7-8 Mhz Bandbreite (z.B. 174-181 MHz).]

    Audiosignal, Übertragungssignal: Das "Signal" ist die elektronische Entsprechung des Tonmaterials, z.B. des zu übertragenden Rundfunkprogramms - also das, was vom Sender zum Empfänger schwirrt. Das Signal kann als analoge Schwingungen oder als digitale Bitströme vorliegen.

    [Beispiel: das Audiosignal aus einem Kasettenrekorder sind die elektronische Schwingungen, wie sie im Kabel zum Verstärker geführt werden. Das digitale Musiksignal eines CD-Players wird z.B. über das optische Kabel zum MiniDisk-Rekorder übertragen. Dort wird es in ein datenreduziertes Signal umgewandelt und aufgezeichnet.]

    Datenreduzierung oder Datenkomprimierung: Bei Audiosignalen ist die Datenreduzierung um den Faktor 5-10 üblich. Dazu werden unhörbare Frequenzanteile aus dem Datenstrom entfernt. Bei sehr starker Komprimierung verschlechtert sich die Tonqualität.

    [Das aufgezeichnete digitale Audiosignal auf einer CD ist das direkte Abbild der (analogen) Schwingungen. Dieses digitale Signal kann z.B. per Computer in wesentlich kleinere Datenpakete umgerechnet werden, aus denen später das alte Audiosignal wiedergewonnen werden kann. Der Computer berechnet dabei zu jedem Zeitpunkt das Frequenzspektrum der Schwingungen. Anschließend werden je nach Komprimierungsverfahren diejenigen Töne herausgefiltert, die das menschliche Gehör nicht oder kaum wahrnehmen kann. Nur die hörbaren Frequenzen werden übertragen bzw. aufgezeichnet. Das mit dem "MPEG 2"- Verfahren datenreduzierte Signal ist etwa um den Faktor 5-7 komprimiert, ähnlich wie bei der Internet-Technik MP3. Bei diesen Verfahren ist (fast) kein Unterschied zur CD hörbar. Werden noch stärkere Komprimierungsverfahren verwendet, wird dies möglicherweise hörbar und verschlechtert die Klangqualität.]